Burwinkel x Generapid: Neue Partnerschaft in der additiven Fertigung
Die Burwinkel Kunststoffe GmbH und das Startup „Generapid – Additive Manufacturing“ von Geschäftsführer Firat Tarti gehen in der Fertigung von Kunststoff-3D-Druckteilen gemeinsame Wege…
Ob Prototypen, Konstruktionsentwürfe und Vorrichtungen für die Fertigung oder auch Bauteile für Funktionstests: Die additive Fertigung (besser als 3D-Druck bekannt) bietet zahlreiche Einsatzmöglichkeiten, auch in der Kunststoffbranche. Bei diesem Verfahren wird das Material Schicht für Schicht aufgetragen, um dreidimensionale Gegenstände zu erzeugen.
Einer, der sich auf dieses Gebiet spezialisiert hat, ist Firat Tarti. Der 25 Jahre alte Lohner gründete in seiner Garage 2019 das Startup „Generapid – Additive Manufacturing“. Mit seinen 3D-Produkten beliefert der ausgebildete Verfahrensmechaniker für Kunststoff und Kautschuk mittlerweile Kunden in der Region aus der Kunststoffindustrie, dem Maschinenbau, der Medizintechnik, der Immobilienbranche, der Gastronomie ebenso wie Privatleute deutschlandweit.
46 3D-Drucker im Einsatz
Und sein Geschäft wächst. Der Platz in der Garage, er reicht für seine inzwischen 46 Drucker nicht mehr aus. Und so ist Tarti im Juli 2022 mit seinem Unternehmen umgezogen: in den Rienshof 5 nach Mühlen, wo er eine knapp 100m2 große Hallenfläche auf dem Gelände der Firma Burwinkel Kunstwerk GmbH angemietet hat. „Hier habe ich den Raum mich zu entfalten und weiter zu wachsen“, sagt Tarti.
Und auch Martin Burwinkel, Geschäftsführer der Burwinkel Kunstwerk GmbH, freut sich über den neuen „Untermieter“. „Wir kooperieren bereits seit einiger Zeit erfolgreich miteinander und entwickeln gemeinsam Prototypen oder Kleinserien aus Kunststoff“, erzählt Martin Burwinkel.
Handtürgrifföffner als erstes gemeinsames Erfolgsprojekt
Ein gemeinsames Erfolgsprojekt etwa ist der Handtürgrifföffner, der eine keimfreie Öffnung von Türen möglich macht, ohne die Hände zu benutzen. Eine clevere Idee, die Firat Tarti in der Coronazeit in den Sinn kam. Und Martin Burwinkel war gleich begeistert. Tarti konstruierte und produzierte per 3D-Druck zunächst einen Prototyp und verkaufte kleine Serien an den Handel. Als die Nachfrage deutlich stieg, ließ er über das Unternehmen Brinkmann Formenbau aus Mühlen ein Werkzeug herstellen und beauftragte dann die Firma Burwinkel mit der Fertigung der Teile per Spritzgussverfahren. Mehr als 10.000 Stück verkaufte Tarti letztlich. Einige der Handtürgrifföffner wurden sogar über Amazon vertrieben und fanden Einsatz bei Automobilherstellern wie VW und Porsche.
„Ich bin sehr technisch interessiert. Es liegt mir, Ideen kreativ umzusetzen. Diese dann mit Hilfe des 3D-Drucks auch gleich in den Händen halten zu können, ist schon toll“, erzählt Firat Tarti. Gerade erst hat er ein Miniaturhaus für einen Immobilienmakler gedruckt, der dies zur Hauseinweihung an einen seiner Kunden verschenkt hat. Für einen Kunden aus der Gastronomiebranche konstruierte und fertigte er originelle Menüaufsteller.
Mit seinen 46 Hochleistungsdruckern ist er in der Lage, Kleinserien bis zu einer Losgröße von 3000 Stück schnell und zuverlässig in höchster Qualität zu produzieren. Je nach Größe und Fülle der 3D-Teile kann ein Druck zwischen 15 Minuten und 48 Stunden dauern. Mit dieser Fertigungsweise macht er auch größere Kunststoffunternehmen aus der Region auf sich aufmerksam. Diese verfügen zwar oftmals auch über eine eigene kleine 3D-Druckabteilung im Haus, produzieren jedoch aus Kostengründen solche Stückzahlen im 3D-Druckverfahren nicht selbst. „Hier komme ich dann ins Spiel“, berichtet Tarti.
Firat Tarti will weiter wachsen
Das Material seiner Produkte besteht – je nach Anforderung der Kunden – aus den Standardmaterialien PLA (hergestellt aus einem erneuerbaren Biopolymer) oder PETG (Polyethylenterephthalatglykol), aus Pro1 Carbon (ein Biopolymer, das aus nachwachsenden Rohstoffen mit 10% Kohlenstofffasern hergestellt wird), Pro1 (einem Hochleistungsbiopolymer) oder aus dem flexiblen TPU (ein langlebiges Elastomer). Zur Programmierung nutzt Firat eine 3D-Slicer-Software.
Und der Geschäftsführer von Generapid will mit seinem Startup weiter wachsen. Die Anstellung eigener Mitarbeitender kann er sich künftig etwa vorstellen. Für 2023 hat sich Firat Tarti vorgenommen, seinen Kunden auch das SLS-Verfahren (Selektives Laser Sintern) anzubieten. Diese Kunststoff-3D-Drucktechnik ist dazu geeignet, komplexe Formen oder ineinandergreifende Teile zu erstellen. Die 3D-Druckobjekte werden durch schichtweises Sintern von Pulver erzeugt. Das Pulverbett wird vorgewärmt, sodass es knapp unter dem Schmelzpunkt liegt. Der Laser sintert daraufhin das Pulver entsprechend der 3D-Datei. Schicht für Schicht entsteht so ein festes, dreidimensionales Objekt.
Eine weitere Möglichkeit also für Firat Tarti, neuen kreativen Ideen freien Lauf zu lassen. Im kleinen Örtchen Mühlen.